Wie unser Zyklus das Immunsystem beeinflusst

Wie unser Zyklus das Immunsystem beeinflusst

Erfahre, wie unterschiedlich dein Immunsystem in den verschiedenen Zyklusphasen ist, warum das so ist, und wie du deinen Körper in den jeweiligen Phasen am besten unterstützen kannst.

Inhaltsverzeichnis

Unser hormoneller Zyklus steuert nicht nur unsere Stimmung oder den Energiepegel – er hat auch überraschend großen Einfluss auf unser Immunsystem. Viele Frauen merken das ganz intuitiv: An manchen Tagen fühlen wir uns widerstandsfähig und voller Kraft, an anderen wiederum plagt uns jede kleine Erkältung. Dahinter steckt kein Zufall, sondern ein fein abgestimmtes Zusammenspiel von Östrogen, Progesteron und körpereigenen Abwehrmechanismen.

In diesem Artikel schauen wir uns an, wie sich der Zyklus auf das Immunsystem auswirkt – und warum dieses Wissen gerade ab 40 so wertvoll ist.

Was macht das Immunsystem?

Das Wort "Immunsystem" kennt wohl jede – aber was genau macht es eigentlich? Stell es dir als ein Netzwerk winzig kleiner „Aufpasser“-Zellen vor, die unseren Körper vor unerwünschten Eindringlingen wie Bakterien, Viren, Parasiten oder Pilzen schützen. Es funktioniert wie eine gut organisierte kleine Armee, die ständig prüft, was gut für uns ist – und was nicht. Im Idealfall arbeitet dieses System in perfekter Balance: nicht zu schwach, damit keine schädlichen Erreger durchrutschen, aber auch nicht zu stark, damit es nicht fälschlicherweise eigene, gesunde Zellen angreift – wie es bei Autoimmunerkrankungen passiert.

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Die Verbindung zwischen Immunsystem und Hormonen

Die Verbindung zwischen weiblichen Hormonen und dem Immunsystem ist erstaunlich eng – und erklärt vieles, was Frauen im Laufe ihres Zyklus oder ab 40 intuitiv wahrnehmen. Die wichtigsten Akteure sind mal wieder Östrogen und Progesteron.

Das heißt, abhängig von den monatlichen Schwankungen deiner Hormone, schwankt die natürliche Fähigkeit des Körpers, bösartige Eindringlinge abzuwehren und gesund und widerstandsfähig zu bleiben.

Hier die zentralen Zusammenhänge:

Östrogen: der Immun-Booster (bis zu einem gewissen Punkt)

  • Östrogen wirkt grundsätzlich immunaktivierend.
  • Es stärkt viele Abwehrmechanismen und fördert die Aktivität bestimmter Immunzellen.
  • Deshalb fühlen sich viele Frauen während der Zyklusmitte (wenn Östrogen hoch ist) oft widerstandsfähiger.
  • ABER: Ein hoher Östrogenspiegel kann das Immunsystem auch in Richtung Überreaktion schieben. Das erklärt, warum Autoimmunerkrankungen bei Frauen häufiger sind.

Progesteron: der „Beruhiger“ des Immunsystems

  • Progesteron wirkt immunmodulierend und eher beruhigend.
  • Es sorgt dafür, dass das Immunsystem nicht „überreagiert“.
  • Evolutionär macht das Sinn: Progesteron steigt nach dem Eisprung, um den Körper für eine mögliche Schwangerschaft vorzubereiten – dafür muss das Immunsystem toleranter werden.
  • Gleichzeitig kann das dazu führen, dass wir in dieser Phase anfälliger für Infekte sind.

Wie variiert der Immunschutz im Zyklus?

Was bedeutet dies nun im konkreten Monatszyklus? In der Follikelphase - das sind in etwa die ersten 14 Tage unseres Zyklus, nach Beginn der Periode bis kurz vor Eisprung – sind die Östrogenwerte und damit auch die Immunfunktion am höchsten. In dieser Phase möchte der Körper uns vor allen fremden Eindringlingen schützen und uns so gesund wie möglich halten. Das ist die Zeit des starken Immunsystems.

Um die Zeit des Eisprungs herum – etwa am 14. Tag des Zyklus - sinkt der Östrogenspiegel ab und unser anderes wichtiges Sexualhormon, das Progesteron, steigt allmählich an. Diese hormonelle Verschiebung fährt das Immunsystem leicht herunter. Ein ganz normaler Vorgang, der verhindert, dass die Immunzellen eine neu befruchtete Eizelle angreifen. Eine erstaunliche Maßnahme der Natur, konzipiert für das Fortbestehen des menschlichen Lebens.

In dieser, auch Gelbkörper- (auch Luteal)-Phase genannten 2. Phase des Zyklus - nach dem Eisprung bis zum Start der Periode - steigen Östrogen und Progesteron zunächst beide kontinuierlich an. Gegen Ende der zweiten Phase fallen sowohl Östrogen als auch Progesteron auf ihre niedrigsten Werte ab. Das reduziert erneut die Immunfunktion. Der Körper ist jetzt wieder infektanfälliger.

Heißt: Der Menstruationszyklus setzt die Immunität in Gang, um uns gesund zu erhalten – bricht sie dann zum richtigen Zeitpunkt wieder ab, um jedem potenziellen Spermium und jeder befruchteten Eizelle freie Passage zu gewähren.

Was für die Reproduktion sinnvoll ist, macht uns im Alltag aber manchmal zu schaffen. Denn wir hätten am liebsten immer die perfekte Balance im Immunsystem: Selbstschutz ja, Krankheiten nein. Leider ist diese stabile Basis mit dem natürlichen Prozess des Zyklusses nicht möglich. Kommen dann noch die Wechseljahre hinzu, werden wir sogar noch sensibler.

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Das Chaos der Perimenopause

Frauen ab 40 spüren die Verbindung zwischen Hormonen und Immunsystem oft deutlicher, weil die Hormonbalance in der Perimenopause zunehmend ins Schwanken gerät. Östrogen und Progesteron, die das Immunsystem normalerweise wie zwei Gegenspieler aus Aktivierung und Beruhigung ausbalancieren, steigen und fallen nun unvorhersehbarer. Auch wenn wir wissen, wo wir eigentlich im Zyklus stehen, ist der reale Hormonstand häufig anders als gedacht.

Diese Hormonachterbahn wirkt sich direkt auf die körpereigenen Abwehrmechanismen aus: An manchen Tagen fühlen wir uns robust und stabil, an anderen empfindlich, schneller erschöpft oder anfälliger für Infekte – auch unabhängig von der Zyklusphase. 

Gleichzeitig sinkt Progesteron nach und nach dauerhaft ab – das Hormon, das das Immunsystem normalerweise beruhigt. Dadurch können kleine Entzündungen stärker auffallen, alte Beschwerden wieder auftauchen oder der Körper auf Stress intensiver reagieren. Kurz gesagt: Mit zunehmendem hormonellen Auf und Ab wird auch die Immunbalance spürbarer – oft zum ersten Mal im Leben so bewusst.

Wie können wir den Körper in den Zyklusphasen am besten unterstützen?

Wir können natürlich nicht kontrollieren, in welcher Phase des Zyklus wir uns gerade befinden und wie die Hormone in der Perimenopause zusätzlich stärker schwanken. Aber wir können unser Wissen nutzen, indem wir in den Zyklusphasen, in denen unser Immunsystem am schwächsten ist, unseren Körper besonders gut unterstützen. 

Solange du deine Periode noch regelmäßig hast, sei also besonders achtsam rund um den Eisprung und in der späten Lutealphase, kurz vor Start der Periode.

Deine Periode kommt inzwischen unregelmäßig – oder du merkst durch andere Symptome, dass du in der heißen Phase der Perimenopause bist? Höre jetzt noch genauer auf dein Energielevel – denn das zeigt dir auch, wie es gerade um dein Immunsystem bestellt ist.

Nimm all die sanften Impulse deines Körpers zum Anlass, dich wichtig zu nehmen und damit dein Immunsystem ganz natürlich zu stärken. Wie das geht?

Immunsystem natürlich stärken

  • Schlaf priorisieren: 7–9 Stunden, möglichst regelmäßig – die nächtliche Erholung ist Immun-Gold.
  • Sanfte Bewegung & Krafttraining: Entlastet Stress, fördert die Durchblutung und unterstützt die körpereigenen Abwehrkräfte.
  • Nährstoffreiche Ernährung: Viel Gemüse, Proteine, Ballaststoffe, farbenfrohe Pflanzenstoffe – das Immunsystem „isst“ mit.
  • Stress runterfahren: Atempausen, Meditation, Spaziergänge, kleine Auszeiten – jedes bisschen Beruhigung hilft.
  • Darm unterstützen: Eine vielfältige Ernährung mit Ballaststoffen und Probiotika können die Darmflora stärken, die eng mit dem Immunsystem verbunden ist.

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Kurz gesagt: Dein Immunsystem braucht, besonders ab 40, viel Zuwendung, um wirklich widerstandsfähig zu bleiben. Unsere Hormone bieten einen tollen Schutz, führen aber auch zu besonderen Herausforderungen. Mit einem achtsamen Blick auf deinen Lebensstil und einer guten Mikronährstoffversorgung als „inneres Schutzprogramm“ kannst du dich in jeder Phase stabilisieren und ausgleichen. Das gilt nicht nur im Winter, sondern ganzjährig. Denn das Immunsystem kann mehr, als nur einer Erkältung vorbeugen.

Was passiert in der Postmenopause?

In der Postmenopause verändert sich die Beziehung zwischen Hormonen und Immunsystem übrigens erneut – diesmal deutlich stabiler, aber auf einem anderen Niveau als zuvor. Mit dem endgültigen Absinken von Östrogen und Progesteron fällt das monatliche Auf und Ab weg, das viele Frauen in der Perimenopause so stark spüren. Gleichzeitig fehlen aber auch die positiven Effekte, die diese Hormone jahrzehntelang auf Immunzellen, Entzündungsprozesse und den Zellschutz hatten.

Was bedeutet das konkret?

In der Postmenopause arbeitet das Immunsystem nicht mehr im „Zyklus-Modus“, sondern eher wie ein System, das dauerhaft weniger hormonelle Unterstützung bekommt. Das kann dazu führen, dass Entzündungen leichter auffallen, Infekte etwas hartnäckiger wirken oder Wundheilung langsamer verläuft. Gleichzeitig steigt die Bedeutung eines antioxidativ starken Lebensstils – denn ohne die schützenden Effekte von Östrogen entsteht mehr oxidativer Stress.

Heißt: In der Postmenopause wird dein Immunsystem nicht instabil, aber es arbeitet unter veränderten Bedingungen. Frauen profitieren von all den Tipps oben also nicht nur als zyklische Wesen, sondern ein Leben lang!

Die Lebensphasen der Frau

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Studien & Quellen

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Szekeres-Bartho, J. & Schindler, A. (2019). Progestogens and immunology. Best Practice & Research Clinical Obstetrics & Gynaecology, 60, 17–23. doi:10.1016/j.bpobgyn.2019.07.001

Chao T. C. (1996). Female sex hormones and the immune systemChanggeng yi xue za zhi19(1), 95–106.