Kommen auch Männer in die Wechseljahre?
Fakt ist, dass die altersbedingten Hormonveränderungen bei Männern anders sind als bei Frauen. Allein schon deshalb, weil sich die Sexualhormone beider Geschlechter per se grundlegend unterscheiden. Gibt es eine männliche Menopause? Oder ist diese nur ein Mythos?
Im Laufe unseres Lebens ändern sich auch permanent unsere Hormone. Wenn wir in jugendlichen Jahren in die Pubertät kommen, bei speziellen Ereignissen wie einer Schwangerschaft, bei Krankheiten und natürlich mit dem Alter.
Durchlaufen Frauen in der Lebensmitte die einzelnen Phasen der Wechseljahre, ändern sich die Sexualhormone der Frau - Östrogen, Progesteron, FSH und LH - massiv und grundlegend.
Im Gegensatz dazu verändern sich die Geschlechtshormone von Männern jedoch nur allmählich.
Männliche Menopause - die Andropause
Ja auch bei Männern ändern sich mit dem Alter die Sexualhormone. Wenn es um die männliche Menopause - auch “Andropause" genannt - geht, ist damit der altersbedingten Rückgang von Testosteron gemeint. Dieser Rückgang von Testosteron geht jedoch recht linear und langsam von statten.
Der Unterschied zwischen Frau und Mann
Geht bei Frauen der verfügbaren Eizellen-Vorrat langsam zu Neige, ist dies mit massiven Umstellungen der Hormonspiegel verbunden. Nach dem hormonellen Chaos der Perimenopause, fällt mit Eintreten der Menopause - der finalen menstruellen Blutung - der Östrogen-Spiegel recht schlagartig auf ein dauerhaft niedriges Niveau ab. Der Zeitraum dieses starken Östrogenabfalls ist relativ kurz.
Bei Männern dagegen nimmt die Produktion von Testosteron über einen Zeitraum von vielen Jahren ab. Der Körper hat wesentlich mehr Zeit, sich allmählich an die neue Hormonsituation anzupassen. Dadurch sind Beschwerden oder spezifische Symptome wie bei den Wechseljahre der Frau nicht in dem Maße vorhanden.
Altersbedingt sinkt beim Mann das Testosteron
Ab den 30ern sinkt bei Männern ganz allmählich das Testosteron. Der Testosteronspiegel sinkt durchschnittlich um ca. 1% pro Jahr. Zudem verabschiedet sich auch zunehmend das Hormon DHEA (Dehydroepiandrosteron).
Großer Unterschied: Während die Frau nach der Menopause keine Eizellen mehr hat - produziert der Mann jedoch noch weiter Spermien. Deren Qualität nimmt ab, aber da sind sie.
Und damit können wir auch gleich mit dem Mythos aufräumen: Der Begriff Wechseljahre oder Menopause steht exklusiv uns Frauen zu. Den dieser markiert das Ende der Fähigkeit zur Reproduktion. Und das passiert beim Mann, trotz sinkendem Testosteron, nicht.
Hat der Mann dennoch “Wechseljahresbeschwerden”?
Das Hormon Testosteron ist für das Wachstum der Körperbehaarung, den Aufbau starker Knochen und Muskeln und die Produktion von Spermien zuständig. Auch wir Frauen haben Testosteron, wenn auch deutlich weniger.
Sinkt das Testosteron beim Mann im Laufe des Alterungsprozesses, hat das natürlich einen Einfluss auf den Körper. Da der Abfall aber nicht so abrupt ist, spürt der Mann diesen weniger. Der Mann spürt die ganz normalen “Zipperlein” und diese können eher dem normalen Alterungsprozess als dem Testosteronabfall zugeschrieben werden. Übrigens die Midlife-Krise steht dann wieder auf einem ganz anderen Blatt :)
Niedriges Testosteron beim Mann
Es kann aber durchaus auch beim Mann ein unnatürlich niedriger Testosteronspiegel auftreten. Ursachen dafür sind unter anderem bestimmte Medikamente, hormonelle Störungen, Bestrahlung / Chemotherapie, Hoden-Verletzungen oder Chronische Krankheiten.
Zu den Symptomen eines niedrigen Testosteronspiegels zählen:
- Weniger Energie
- Vergrößerung der Brüste / Brustbildung
- Verlust von Kopf- und Körperbehaarung
- Geringere Libido (weniger Lust auf Sex / Erektionen)
- Auch die Knochendichte und die Muskelmasse können sinken
- Im Gegenzug dazu erhöhtes Körperfett
- Und eher selten zeigen Männer Symptome ähnlich denen der weiblichen Wechseljahres-Beschwerden wie Hitzewallungen, Reizbarkeit, Depression oder Gehirnnebel (Erinnerungsvermögen, Konzentrationsprobleme)
Soll Mann sein Testosteron testen?
Kann man machen, um über die Jahre einen Referenzwert zu haben und um zu sehen, ob alles im normalen Bereich ist. Aber wenn Mann keine Symptome hat - und wie gesagt die Midlife-Krise zählt nicht dazu - dann muss auch nicht unbedingt getestet werden. Warum auch, es sei denn, es wird eine Supplementierung mit Testosteron in Betracht gezogen. Rein aus Altersgründen, ohne Symptome, ist davon aber abzuraten. Aus Gründen eines eventuell erhöhten Krebsrisikos, dem Risiko von Herzinfarkt und Schlaganfall und verstärkter Bildung von Blutgerinnseln. Aber das sollte bei einem unnatürlichen Testosteronmangel individuell mit dem Arzt besprochen werden.
Die Gemeinsamkeit: Frauen & Männer
Was, egal ob Frau oder Mann, spätestens ab der Lebensmitte gilt, ist der vermehrte Fokus auf einen gesunden Lebensstil. Denn mit dem Alter müssen wir etwas mehr für unseren Körper tun. Dazu gehören diese vier Top-Themen:
- Gesund ernähren und ein gesundes Gewicht halten
- Sich viel Bewegung (Ausdauer und Kraftaufbau)
- Ausreichend erholsamer Schlaf
- Wege zur Stressbewältigung finden
Und übrigens: Hier haben wir eine kleine Anleitung für Männer, wie sie am besten mit Frauen in den Wechseljahren umgehen!
Studien & Quellen
- Male Menopause, Hormone Health Network / Endocrine Society
- Male Menopause, Mayo Clinic