Rotklee – Wirkung und Anwendung in den Wechseljahren
Der Rotklee mag auf der Wiese eher unscheinbar wirken, das kleine Pflänzchen hat es aber in sich. Wir verraten dir, welche Inhaltsstoffe den Rotklee für die Wechseljahre so wertvoll machen.
Vermutlich bist du ihm schon zigmal auf sein rotes Köpfchen getreten und hast ihm kaum Beachtung geschenkt. Dabei hat der Rotklee vor allem für Frauen in den Wechseljahren einiges zu bieten.
In vielen Gegenden wird der Rotklee übrigens auch einfach als Wiesenklee bezeichnet. Denn genau das ist sein liebster Wuchsort. Rotklee wird ferner als Kulturpflanze angebaut. Er ist aufgrund seines hohen Eiweißgehalts eine beliebte Futterpflanze.
Rotklee – traditionelle Heilpflanze
Aber er wird nicht nur zur Tierfütterung kultiviert. Erste Erwähnungen für den Anbau von Rotklee als Heilpflanze finden sich bereits im 11. Jahrhundert. Auch Hildegard von Bingen war Rotklee-Fan. Sie empfahl Blüten und Blätter vor allem bei Augenleiden.
Aber schon im 16. und 17. Jahrhundert wurde Rotklee auch zur Behandlung von Frauenleiden eingesetzt. Man nutzte die Heilpflanze zum Beispiel bei starken Regelblutungen oder vaginalem Ausfluss. Heute kommt der Rotklee vor allem zur Behandlung von wechseljahrsbedingten Beschwerden zum Einsatz.
Rotklee und seine gesundheitsrelevanten Inhaltsstoffe
Rotklee ist wie die meisten Grünpflanzen reich an Mineralstoffen wie Magnesium, Calcium oder Kalium. Auch Vitamine wie Vitamin B3, Vitamin B1 und Vitamin C sind in relevanter Menge enthalten. Zusätzlich sind verschiedene sekundäre Pflanzenstoffe mit antioxidativer Wirkung an Bord.
Auch die enthaltenen Isoflavone gehören zu den sekundären Pflanzenstoffen. Sie haben jedoch keine antioxidative, sondern eine östrogenartige Wirkung. Man spricht hier auch von Phytoöstrogenen.
Der Rotklee enthält gleich vier verschiedene Isoflavone: Genistein, Daidzein, Formononetin und Biochanin A. Damit ist der Rotklee in Europa eine der besten Quellen für Phytoöstrogene.
So wirken die Phytoöstrogene aus dem Rotklee
Die Isoflavone aus dem Rotklee ähneln in ihrem Aufbau unserem körpereigenen Östrogen, genauer gesagt dem 17-ß-Östradiol. In unserem Körper wird die Wirkung von Hormonen über das sogenannte Schlüssel-Schloss-Prinzip vermittelt.
Das Hormon können wir uns hier als Schlüssel vorstellen. Es passt genau in das Schloss – den Hormonrezeptor an der Zelle. Bindet sich das Hormon an den Hormonrezeptor, entfaltet es seine Wirkung. Die Isoflavone aus dem Rotklee sind also so etwas wie ein nachgemachter Schlüssel. Er passt ebenso ins Schloss, ruckelt aber vielleicht ein bisschen.
Soll heißen: Die Isoflavone können sich an die Östrogenrezeptor binden, rufen dort aber eine etwas schwächere Reaktion hervor als das körpereigene Hormon. Der Rotklee wird deshalb vor allem bei Östrogenmangel in den Wechseljahren eingesetzt. Es kann so einen Teil des fehlenden Östrogens ausgleichen.
Rotklee – Wirkung bei Wechseljahrsbeschwerden
Zu den Haupteinsatzgebieten gehören folglich Wechseljahrsbeschwerden, die durch einen Östrogenmangel hervorgerufen werden. Das sind z. B.:
- trockene Schleimhäute (wie Augen- oder Scheidentrockenheit) Schweißausbrüche
- Hitzewallungen
- Schlafstörungen
- Brain Fog
- Herzrasen
- depressive Verstimmungen
- Gewichtszunahme
Verschiedene Studien haben sich mit den Effekten von Rotklee auf Wechseljahrssymptome beschäftigt. Eine Meta-Analyse aus dem Jahr 2021 betonte positive Effekte auf die Gesundheit des Herz-Kreislauf-Systems, den Blutzuckerspiegel und die Blutfettwerte. Übrigens alles Faktoren, auf die du in deinen Wechseljahren besonders ein Auge haben solltest.
Auch bei den klassischen Wechseljahrsbeschwerden wie Hitzewallungen oder depressive Verstimmungen zeigten sich positive Effekte. Zu einem ähnlichen Ergebnis kam eine frühere Studie aus dem Jahr 2014. Anders als das Placebo-Präparat konnte der Rotklee mit einer Reduktion der lästigen Hitzewallungen punkten. Mehr Forschungsarbeit wäre wünschenswert, um wissenschaftlich zu untermauern, was für ein Multitalent der Rotklee als Heilpflanze ist.
Erhöht Rotklee das Brustkrebsrisiko?
Rund zwei Drittel aller Brustkrebstumore bei Frauen sind hormonsensitiv. Das bedeutet: Weibliche Geschlechtshormone wie die Östrogene fördern ihr Wachstum. Lange wurde deshalb davon ausgegangen, dass eben auch die Phytoöstrogene fördernd auf das Tumorwachstum wirken. Ein Irrtum, wie sich in neueren Studien herausstellte.
Das liegt insbesondere an der Art, wie die Phytoöstrogene im Körper agieren. Zum einen binden sich die Isoflavone aus dem Rotklee vor allem an Rezeptoren vom sogenannten ß-Typ. Diese finden sich überwiegend im Bereich der Knochen, des Nervensystems und in den kleinen Blutgefäßen. Die Phytoöstrogene haben keine Affinität zu den α-Rezeptoren des Brustgewebes, entfalten entsprechend dort auch keine Wirkung. Man bezeichnet die Isoflavone des Rotklees deshalb auch als „Selektive Estrogen-Rezeptor-Modulatoren”.
In einer 2020 veröffentlichten Studie des nationalen Krebsinstituts Mailand zeigten sich bei Brustkrebspatientinnen keine negativen Auswirkungen auf die Erkrankung. Das macht den Rotklee auch für die Behandlung von Brustkrebspatientinnen interessant. Denn Frauen mit einem hormonsensitiven Tumor bekommen meistens eine Antihormontherapie. Belastende Wechseljahrsbeschwerden wie eine deutliche Gewichtszunahme oder Hitzewallungen sind die Folge. Nicht selten brechen vor allem jüngere Patientinnen die Therapie deshalb ab. Isoflavonhaltige Pflanzen wie der Rotklee könnten hier eine sinnvolle Therapieergänzung sein, um genau diese Beschwerden abzumildern. Weitere Forschung ist hier jedoch unbedingt noch nötig.
Solltest du selber unter Brustkrebs leiden oder eine genetische Disposition für Brustkrebserkrankungen haben, solltest du Präparate mit Rotklee immer nur nach ärztlicher Rücksprache nutzen.
Rotklee – so wendest du ihn an
Aber wie nutzt man Rotklee überhaupt richtig?
#1 Rotklee essen
Ja, tatsächlich kann man Rotklee essen. Die kleinen, grünen Blättchen sind schmackhaft in Suppen, Salaten oder Aufstrichen. Du kannst Rotklee auch super als nahrhaftes I-Tüpfelchen in deinen Smoothie packen. Du profitierst hier allerdings eher vom hohen Vitamin- und Mineralstoffgehalt als von den Isoflavonen.
#2 Rotklee Tee
Du kannst Rotklee sowohl aus frischen als auch aus getrockneten Blüten zubereiten. Bei Wechseljahrsbeschwerden werden 2 bis 3 Tassen Tee über den Tag verteilt empfohlen.
#3 Rotklee Extrakt
Das ist die Variante, die wir bevorzugen. Warum? Weil nur hier eine relevante und standardisierte Menge an Isoflavonen erreicht werden kann. Und genau die sind ja rund um die Menopause relevant für Frauen. Bei unserem Phyto Power liegt der Anteil der Isoflavone bei 32 mg pro Tagesdosis.
Rotklee und Hormonersatztherapie – verträgt sich das?
Du kannst übrigens Rotklee nicht nur als Alternative zur Hormontherapie in den Wechseljahren nutzen. Auch eine parallele Einnahme zur Hormonersatztherapie ist möglich. Halte aber hier Rücksprache mit deiner behandelnden Ärztin, ob bei dir möglicherweise Gegenanzeigen bestehen.
Darf Rotklee maximal drei Monate am Stück eingesetzt werden?
Tatsächlich finden sich diese Hinweise immer wieder. Es ist aber fachlich nicht korrekt, dass Rotklee nicht länger als drei Monate eingenommen werden darf. Der Hinweis rührt primär daher, dass Studien zur Einnahme von Rotklee nur für Zeiträume von drei Monaten bis einem Jahr vorliegen (Stand 2015). Das ist jedoch für fast alle Nicht-Arzneimittel (also z. B. Nahrungsergänzungen) der Fall. Einfach aus dem Grund, dass solch lange Studien wahnsinnig kostenintensiv sind. Das heißt aber im Umkehrschluss nicht, dass eine Verwendung >3 Monate unsicher oder gar gefährlich ist. Im Gegenteil: Der wissenschaftliche Gold-Standard in Form randomisierter, doppelblinder, placebokontrollierter Studien gibt grünes Licht für Rotklee: “Red clover supplementation seems to be quite safe when used for up to 3 years.”
Studien & Quellen
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Kurz & bündig: Neue Studie zur Sicherheit von Rotklee-Isoflavonen bei Brustkrebs. Heilpflanzen. 2021;01(02):68-69. doi:10.1055/a-1496-9819