Libidoverlust - Was tun bei sexueller Unlust?

Die Sache mit der lieben Lust ist gar nicht so einfach. Neben den körperlichen Ursachen wie schmerzhafter Scheidentrockenheit oder einfach sexueller Unlust durch einen Hormonmangel oder -überschuss, existieren mentale Auslöser wie Unzufriedenheit, innere Unruhe, Stress, Ängste & Sorgen, Schlafmangel oder mangelnde Selbstwahrnehmung. Die sind übrigens nicht weniger gravierend als die körperlichen, denn die Lust auf Sex startet im Kopf.
Deshalb gilt es zunächst zu evaluieren:
- Ist es körperlich? Es macht der Frau keinen Spaß, weil es weh tut oder weil sie nichts davon hat, sie womöglich sogar richtige Schmerzen beim Sex hat? Oder hat sie andere Symptome, die auf ein hormonelles Ungleichgewicht hindeuten?
- Ist es emotional und/oder mental? Die Lust ist einfach nicht da – und das Bedürfnis nach Pyjama und Wollsocken ist größer als nach intimer Zweisamkeit.
Dann kommt die nächste Frage: Wie sehr stört es die Frau jeweils, in Bezug auf ihr eigenes Körpergefühl und in Bezug auf ihre Beziehung? Denn es kann durchaus sein, dass ihr rein gar nichts fehlt und nur der Partner andere Bedürfnisse hat. Oder dem Partner auch nichts fehlt, und nur das gesellschaftliche Bild, was man zu tun hätte, im Kopf schwirrt.
Bei der Lust und beim Sex gibt es kein richtig oder falsch, sondern es ist sehr individuell. Wenn die niedrige Libido aber eine Belastung für die Frau ist, dann gibt es einiges, was man für sich selbst und die Luststeigerung in den Wechseljahren tun kann.
Was sind typische Symptome beim Verlust der Lust?
- Scheidentrockenheit mit Schmerzen beim Sex
- Einfach keine Lust auf Sex, kein sexuelles Verlangen
- Frustration, Ängste, Stress – bis hin zu Depression, geringem Selbstwertgefühl, unglücklich sein mit dem eigenen Körper
Wann ist Libidoverlust besonders häufig?
Libidoverlust in den Wechseljahren kann jederzeit während der hormonellen Umstellungen deines Körpers auftreten. Vor, während und nach der Menopause und das aus unterschiedlichsten Gründen:
- In der Perimenopause ist es in vielen Fällen eher die mangelnde Lust auf Sex. Oft steckt dahinter ein Progesteronmangel und damit verbunden eine Östrogendominanz. Wenn dann noch zu wenig Schlaf oder ein hohes Stresslevel dazukommt, verstärkt das das Hormonchaos und damit auch deine sexuelle Unlust.
- In der Postmenopause sieht das oft anders aus. Da kommen häufig „körperliche Einschränkungen“ dazu. Das kann die Vagina sein, die sich selbst zur schmerzhaften Trockenzone erklärt hat (Scheidentrockenheit durch einen niedrigen Östrogenspiegel). Oder der ganze Akt tut weh, weil die Frau unter einer Gebärmutter- oder Blasensenkung leidet.
Kommt Libidoverlust oft vor?


Was passiert im Körper bei Libidoverlust?
Auch Stresshormone wie Cortisol spielen eine Rolle: Zuviel Stress kann einen Libidoverlust auslösen oder verstärken, ebenso Medikamente wie beispielsweise Antidepressiva.
Einige Auslöser und was sie jeweils bewirken:
- Qualität Partnerschaft, Lust am Leben & sich „sexy“ fühlen: Beeinflusst den Frontallappen des Gehirns und das wiederum hat Einfluss auf Verlangen, Lust und Libido.
- Östrogen sinkt: Der Blutfluss wird verlangsamt, was einen negativen Einfluss auf Empfinden, Erregbarkeit, Sensibilität und Orgasmus haben kann. Das Vaginalgewebe wird dünner und die Vaginalhaut wird trockener, sodass die Scheide nicht feucht genug ist und es infolgedessen schmerzt. Beim Sex, teils aber auch im Alltag, wie beispielsweise beim Fahrradfahren, Laufen oder bei Bewegung generell.
- Progesteronmangel: Kann einen negativen Einfluss auf Stimmung und Libido haben. Progesteron ist eine Vorstufe für Östrogen und Testosteron.
- Stresshormon Cortisol: ist dauerhaft erhöht, was einen negativen Einfluss auf die Libido hat.
Das kann Frau zur Luststeigerung in den Wechseljahren tun
Lifestyle
- Entspannen: Stress ist der Feind des sexuellen Verlangens. Zeit für sich selbst ist die Grundlage, um Zeit mit jemand anderem verbringen zu können. Da es für viele Frauen im Alltag schwierig ist, "einfach so" abzuschalten, sind feste Termine oder Rituale hilfreich. Etwa Massagen, Yoga, Meditation oder Tiefenatmung, Tai Chi oder Zen Swings (siehe unten).
- Stress & Schlaf sind eng verbunden. Niemand fühlt sich sexy und verspürt große sexuelle Lust, wenn sie / er müde und erschöpft ist. Ausreichend Schlaf und eine gute Schlafroutine sind jetzt besonders wichtig.
- Ernährung: Wer voller Energie ist, hat auch eher Lust auf Sex. Und Energie kommt nicht nur von der mentalen Seite, sondern auch durch die richtigen Nährstoffe. Wichtig ist etwa ein ausgeglichener Blutzuckerspiegel. Das bedeutet: Fokus auf komplexe Kohlenhydrate (etwa Vollkorn oder Getreide), gesunde Fette und gute - überwiegend pflanzliche Proteine. So gibt's vitalisierende B-Vitamine gleich dazu. Für den Extra-Kick: Das Maca in Volle Lust kann inspirierend wirken.
- Reden ist Gold. Diesen Punkt kann man nicht oft genug wiederholen. Der / die Partner*in hat ein Recht darauf, zu erfahren, was im anderen vorgeht und warum. Verständnis, längeres Vorspiel, Gleitgels, erotische Massagen, andere Stellungen / Techniken können helfen. Hier sind neben der Kommunikation die Zeit und die Kreativität wichtige Faktoren.
- „Use it or lose it“: Die Vagina ist ein Muskel, der - wie alle Muskeln - benutzt werden will. Das geht auch allein, was noch lange nicht heißt, dass ein Partner einem keine Lust bereitet. Vielmehr kann es ein zusätzliches Training sein, etwas, was Frau gut tut. Hier kann Frau ihr Fingergefühl spielen lassen oder sich einen Vibrator kaufen. Es gibt inzwischen ein breites Angebot, das sich gezielt an Frauen richtet und nicht in der „verruchten Porno-Ecke“ steht.
- Beckenboden stärken: Ein starker Beckenboden ist wichtig für den Blutfluss und so für das Lustempfinden, eine gesunde Blase, Gebärmutter und Vagina. Das Lustempfinden der meisten Frauen steigt, wenn sie regelmäßig Beckenboden Übungen machen.
- „Lust-Essen“: Austern, Feigen, Bananen, Rote Beete, Mandeln, Süßkartoffeln, Muskat und Avocados werden aphrodisierende Eigenschaften nachgesagt. Kakao – z.B. dunkle Schokolade mit + 70 % Kakaoanteil – erhöht den Dopaminspiegel, unsere Wohlfühl-Chemikalie. Was haben die meisten dieser Dinge gemeinsam? Sie sind pflanzenbasiert. Alles voller Vitalstoffe, gut für den Blutfluss und damit auch für die Luststeigerung in und nach den Wechseljahren.
Alternativen & Produkte
- Zen Swings: Tolle Übung, die das Qi – den Fluss der Lebenskraft – aktiviert. Die effektive Übung harmonisiert die Energiezentren des Körpers, verbessert die Pumpleistung von Kreislauf- und Lymphsystem, reduziert Stress und wirkt positiv auf die Hormone. Zen Swings so geht’s: Hüftbreit hinstellen, leicht gebeugte Beine, Arme nach vorn, als würde man einen Golfball abschlagen wollen. Beide Arme samt Rumpf nun sanft und locker von Seite zu Seite schwingen, Blick dabei entspannt nach vorn. Füße abwechselnd belasten, je nachdem, welcher Arm gerade vorn bzw. hinten ist. Nun den eigenen Rhythmus finden und mehrere Minuten schwingen. Dabei gerne die Augen schließen. Das gleichmäßige Schwingen aktiviert den Qi-Fluß.
- Energie-Kick aus der Natur: Pflanzliche Helfer, wie das Adaptogen Maca, das voller Nährstoffe steckt und die Aminosäure L-Arginin können bei Libidoverlust eingesetzt werden.
- Für Feuchtgebiete: vaginale Gleit- und Feuchtgels in das Vorspiel mit einbauen. Tipp für Frauen, die davor zurückscheuen: Man kann sich problemlos vorher alleine im Bad entsprechend ölen/ cremen. Generell freut sich der äußere Intimbereich, wie jede Hautpartie, über Feuchtigkeit: Am besten naturbelassene Vitamin E-haltige Öle (Arganöl, Weizenkeimöl, Mandelöl) oder Aloe Vera – unbedingt frei von Zusätzen wie Parfüm, Parabenen oder Mineralöl (Paraffin)!
- Das Gehirn ist das größtes Sexualorgan. Wieso also nicht lustvolle Geschichten von Femtasy anhören? Und je mehr Frau über sich und ihren Orgasmus weiß, desto besser weiß sie auch, was ihr guttut. Wissen ist Sex: Die Videos von OMGYes sind Inspiration.
- Sexualtherapeuten – klingen erst mal schrecklich unsexy. Aber professionelle Unterstützung ist immer sinnvoll. Gerade bei emotionalen Blockaden ist nicht jede Ärztin/ Heilpraktikerin Expertin. Da kann eine Überweisung sinnvoll sein. Einige Frauen gehen lieber allein, andere machen das gemeinsam mit dem Partner.
Medizinisch
- Raum geben. Für viele betroffene Frauen ist es ein großer Schritt, über ihre (un-)lust zu reden. Allein das Gespräch kann schon Wunder wirken. Hier sollte abgeklärt werden, wo die Ursache liegt: Körperlich (funktional) oder emotional (Verlangen, Lust). Dann können die passenden Optionen besprochen werden. Etwa:
- Progesteron-Creme (Progesteron ist Vorstufe für Östrogen und Testosteron) – primär in der Perimenopause
- Vaginalgel mit Östrogen (meist in der Form von Östradiol)
- Hormontherapie mit Testosteron und teils DHEA
- Mona Lisa Touch: Laserbehandlung zur besseren Durchblutung des Vaginalgewebes bei Scheidentrockenheit
Zum Nachdenken: “Uns ist eingeredet worden, dass Sex nur dann gut ist, wenn beide Partner einen Orgasmus erreicht haben. Dabei ist das nur ein Ausschnitt. Wenn man 100 Menschen danach befragt, was für sie schlechter Sex ist, wird jeder davon sprechen, was er/sie dabei empfindet. Und jeder kann dabei etwas anderes empfinden.”
Gina Ogden, PhD, Sex Therapist & Associate Professor of Sexology
Studien & Quellen
Our Lovely Libidos. Red Hot Mamas Outsmarting Menopause.
Hamilton, L. D., Rellini, A. H. & Meston, C. M. (2008). Cortisol, Sexual Arousal, and Affect in Response to Sexual Stimuli. The Journal Of Sexual Medicine, 5(9), 2111–2118. doi:10.1111/j.1743-6109.2008.00922.x
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Low Libido At Midlife? What You Can Do To Increase It. Dr. Christiane Northrup.
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Zen Swings. Paul Chek, C.H.E.K Institute.